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Home-Office.

04.09.2015

Fluch oder Segen?

Jeder soll arbeiten, wo er will. Das war auch die Idee von Microsoft, als der Software-Riese 2013 verkündete, dass seine Mitarbeiter in Zukunft von zu Hause aus arbeiten dürfen. Doch die Idee fand wenig Anklang. Der Unmut unter den 500 Mitarbeitern, deren Büro geschlossen werden sollte, war so groß, dass Microsoft den Plan schnell wieder aufgab und die drei Standorte in Böblingen, Bad Homburg und Hamburg blieben erhalten, wenn auch in kleinerer Form.

Der Fall zeigt, wie schwer sich Unternehmen tun, die Arbeitswelt für ihre Mitarbeiter neu zu erfinden. Denn der Mitarbeiter ist eben nicht so flexibel, wie die Unternehmen ihn gern hätten. Wie sehr das Home-Office die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter beeinflusst, hat Arbeitspsychologe Johann Weichbrodt untersucht. Ihm zufolge ist die vollständige Heimarbeit ohne Arbeitsplatz im Unternehmen nur für ganz wenige Beschäftigte attraktiv und auch umsetzbar. Viele bevorzugen es, einen Teil ihrer Arbeit von zu Hause aus zu erledigen.

Laut Weichbrodt sind die Vorteile für eine Tätigkeit von zuhause, dass man sich die Arbeit nach den eigenen Bedürfnissen organisieren kann und allgemein über größeres Konzentrationspotential verfügt. Somit wird auch die Produktivität gesteigert. Die ebenso damit zusammenhängende gesteigerte Autonomie und Flexibilität sind zudem die höchsten Motivationstreiber. Private Angelegenheiten lassen sich einfacher organisieren, was das Home-Office besonders für Mütter attraktiv macht.

Es bedarf allerdings einer großen Selbstdisziplin, damit die Arbeit auch wirklich in den vorgegebenen Arbeitszeiten absolviert wird. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit muss der Mitarbeiter dann selbst ziehen, und für viele folgt daraus eher, dass sie mehr arbeiten als im Büro. Ein anderer Nachteil betrifft den informellen Austausch unter Kollegen, also der Plausch zwischendurch in der Kaffeeküche, der ja neben privaten Themen auch immer Geschäftliches beinhaltet. Im Fall von Microsoft, wo für die betroffenen Mitarbeiter gar kein physischer Arbeitsort im Unternehmen mehr vorgesehen war, fehlte den Mitarbeitern auch die emotionale Anbindung an das Unternehmen. Die Gefahr besteht immer dann, wenn sich die Kommunikation nur noch auf geschäftliche Dinge bezieht.

Home-Office in Vollzeit wird daher sehr selten angeboten, zumal vielen Arbeitgebern hier auch die Kontrollmöglichkeiten fehlen und andere Mitarbeiter, die über einen festen Büroplatz verfügen, oft auch sehr misstrauisch gegenüber den Kollegen im Home-Office sind. Dagegen kann der Wechsel zwischen Arbeit im Unternehmen und Arbeit von zuhause bei vielen Mitarbeitern zu mehr Produktivität und mehr Zufriedenheit führen. Allerdings ist auch diese Form der Arbeit nicht für alle geeignet. So verfügt nicht jeder über die Räumlichkeiten für einen Büroarbeitsplatz, andere ist eine stärkere Trennung zwischen Arbeit und Privatem heilig. Home-Office sollte daher nicht verordnet, sondern als Angebot umgesetzt werden. So kann jeder Mitarbeiter die für ihn oder sie bestmögliche Arbeitsform nutzen.

 

Bildnachweis: Shutterstock.com (178764350)

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